Die Geschichte des Historischen Rathauses

Ein Rückblick auf die Geschichte des Historischen Rathauses anlässlich des 100 Eröffnungsjubiläums im September 2012.

Am 9. Oktober 1910 fasste die Hennefer Bürgermeisterei-Vertretung den Beschluss, anstelle des alten Verwaltungssitzes im Gebäude der heutigen „Ratsstuben“ ein neues Rathaus zu bauen. Insbesondere nach der Verkehrsanbindung Hennefs durch die Siegtalstraße ab 1851 und die Eisenbahn 1859 und den Erfolgen Hennefer Unternehmen wie der 1869 gegründeten „Reuther & Co., Landwirtschaftliche Maschinenfabrik Hennef“, der 1878 gegründeten „Johann Steimel Maschinenfabrik“ und der 1881 gegründeten „Joseph Meys & Comp., G.m.b.H., Landwirtschaftliche Maschinenfabrik und Eisengießerei“ war ein repräsentatives Rathaus angemessen. Nicht zuletzt auch der weltweite Erfolg der Chronos-Waage ab 1883 hatte Hennef bekannt und wohlhabend gemacht.

Wilhelm Reuther, der Sohn von Carl Reuther, dem Erfinder der Chronos-Waage, klagte im August 1910 in einem Schreiben an die Bürgermeisterei-Vertretung, der bestehende Verwaltungsbau entspreche nicht den Vorstellungen von einem „dem Ansehen unserer Gemeinde würdigen und den Bedürfnissen einer so stark wachsenden und kräftig emporblühenden Bürgermeisterei entsprechenden Bürgermeisteramt“. Zwei Monate später hatte die Bürgermeisterei-Vertretung den Bau beschlossen, im Januar 1911 den Kauf eines Grundstückes an der Frankfurter Straße. Im Mai 1911 setzte die Vertretung eine Rathauskommission ein und nahm einen Kredit in Höhe von 115.000 Mark auf, um Grunderwerb, Bau und Einrichtung zu finanzieren. Architekt war Heinrich Kiefer aus Gummersbach, dem auch die Bauleitung des Hennefer Rathauses oblag. Er verpflichtete sich im Juni 1911 vertraglich, das Gebäude bis zum 1. August 1912 schlüsselfertig zu übergeben. Er erfüllte den Vertrag nicht nur pünktlich, sondern blieb auch um genau 2.737 Mark unter dem Kostenvoranschlag von 83.090 Mark. Im Jahr darauf entwarf er außerdem das neue Postgebäude direkt neben dem Rathaus, heute ebenfalls Denkmal.

Das Rathaus war Sitz der Bürgermeisterei Hennef, die aus den Gemeinden Hennef, Geistingen und Blankenberg bestand. Lauthausen und Uckerath bildeten eigene Bürgermeistereien. Erst 1934 wurde die Gemeinde Blankenberg in die Gemeinde Geistingen eingegliedert, die jedoch selbst sogleich in die Gemeinde Hennef eingegliedert wurde.

Am 27. August 1941 schlug eine Brandbombe in das Rathaus ein und zerstörte das Obergeschoss völlig. Während des Krieges reparierte man die Schäden nur notdürftig, erst nach dem Krieg konnte man das Gebäude wieder völlig herstellen, bis auf den Uhrenturm, der erst seit 1990 wieder das Dach des Hauses ziert. Der einst mit Kaiserbild geschmückte Ratssaal wurde während der 1950er Jahre in Büros unterteilt.

Am 25.09.1986 wurde das Rathaus als Nummer 35 in die Denkmalliste der Stadt Hennef. Längst war es zu klein für die Bedürfnisse einer modernen Stadtverwaltung: Verteilt auf mehrere Gebäude in der Stadt, waren die Bürgerinnen und Bürger immer fleißig unterwegs: in die Gartenstraße, wenn sie einen neuen Personalausweis benötigten, nach Allner, wenn sie einen Bauantrag stellen wollten, in die Dickstraße, wenn ein Knöllchen bezahlt werden musste, ins Historische Rathaus, wenn sie an einer Ratssitzung teilnehmen wollten. Noch bis Ende der 1990er war die Stadtverwaltung auf sechs verschiedene Standorte im ganzen Stadtgebiet verteilt.

Das historische Rathaus diente weiterhin als Verwaltungssitz und Dienstgebäude des Stadtdirektors und des Bürgermeisters. Aber es war in keinem allzu guten Zustand, so dass ab Ende der 1980er Jahre umfangreiche Sanierungen auf dem Plan standen: 1988 wurden die Ballustrade instandgesetzt und der Rundgiebel zur Straßenseite erneuert. 1989 erneuerte man den Außenputz, sowie die Innenräume und versetzte den alten Ratssaal wieder in den Ursprungszustand. 1990 krönte man das Dach wieder mit einem Uhrenturm, 1993 erneuerte man das Schieferdach, 2001 bis 2003 schließlich die Fenster.

1999 wurde das neue Rathaus, nach Plänen des Kölner Architekten Peter Böhm für 20 Millionen Euro gebaut, eröffnet – erstmals konnte die Stadtverwaltung wieder alle Dienstleistungen unter einem Dach anbieten. Das Historische Rathaus beherbergt heute neben der Tourist-Info und dem Seniorenbüro samt „Verzäll-Café“ vor allem das 1999 eingerichtete Jugendamt und im Historischen Saal das Trauzimmer des Hennefer Standesamtes.

Die 100-jährige Geschichte des Hennefer Rathauses wird ausführlich dargestellt in Band 6 der „Beiträge zur Geschichte der Stadt Hennef“ des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Hennef, der im November 2012 erscheint und in der Buchhandlung am Markt und im Stadtarchiv zu bekommen ist. Autoren des Textes sind Bürgermeister Klaus Pipke und Pressesprecher Dominique Müller-Grote.

Bilder aus 100 Jahren Rathaus

Eine Dauerausstellung der folgenden Bilder findet man großformatig gerahmt im Historischen Rathaus.