24 Sep Ausstellung im Rathaus
(dmg) Das SÜDWIND-Institut aus Bonn zeigt vom 7. Oktober bis zum 31. Oktober die Ausstellung „Durch Kinderaugen sehen. Gegen Missstände handeln“ im Rathaus der Stadt Hennef (Frankfurter Straße 97). Die Ausstellung besteht aus 14 Roll-Ups und zeigt Fotos arbeitender Kinder aus Mardin, einer Stadt im äußersten Südosten der Türkei in der türkisch-syrischen Grenzregion. Das Besondere: Die Fotos wurden von Kindern und Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 aufgenommen, entwickelt und selbst ausgewählt. Alle Fotograf*innen waren zum Zeitpunkt der Aufnahmen gezwungen zu arbeiten, um den Lebensunterhalt für sich und teilweise auch ihre Familien zu bestreiten. Mit den Bildern vermitteln sie ein Bild ihres alltäglichen Lebens. Die Ausstellung basiert auf der Arbeit von Sirkhane Darkroom, einer Organisation, die seit einiger Zeit mit Kindern vor Ort arbeitet und ihrer Sicht auf die Welt eine Bühne gibt. Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen: Montag bis Mittwoch 8 Uhr bis 16 Uhr, Donnerstag 8 Uhr bis 17:30 Uhr, Freitag 8 Uhr bis 12 Uhr.
„Ein Schlaglicht auf das Thema Kinderarbeit in der Türkei“
160 Millionen Kinder waren 2021 weltweit zum Arbeiten gezwungen. Die Hauptursache ist die schlechte wirtschaftliche Situation der Kinder und ihrer Familien. Weil die Zahl der Menschen in Armut zuletzt wieder stieg, werden deutlich mehr junge Menschen ihre Kindheit in miserablen Arbeitsverhältnissen erleben, anstatt zur Schule zu gehen. „Auch die Kinder, die die Bilder unserer Ausstellung gemacht haben, sind allesamt gezwungen, zu arbeiten. Daher wirft die Ausstellung ein Schlaglicht auf das Thema Kinderarbeit in der Türkei”, sagt Dr. Jiska Gojowczyk vom SÜDWIND-Institut.
Die Kinder und Jugendlichen leben in einem Armutsviertel von Mardin. Sie kommen aus der Region, sind geflohen vor dem Bürgerkrieg im eigenen Land, suchten Schutz vor dem Krieg in Syrien oder nach dem Erdbeben im Jahr 2023. Alle diese Kinder und Jugendlichen leisten ihren Beitrag zum Familieneinkommen, indem sie täglich einer Arbeit nachgehen.
An mehreren Wochenenden nahmen sie an einem Workshop teil, in dem sie das Fotografieren und Entwickeln von Fotos erlernten und sich nebenbei über die Rechte von Kindern austauschten. Die Fotos dieser Ausstellung wurden allesamt von den Kindern selbst ausgewählt. Die Ausstellung vermittelt den Besucher*innen Eindrücke zu ihrem Alltag, ihren Träumen und ihrer Nachbarschaft.
Suwar etwa arbeitet in der Recycling-Industrie, seit er zehn Jahre alt ist. Der Siebzehn-jährige erklärt zu seinen Bildern selbstbewusst: „Ich wollte der Welt mein Leben durch meine Augen zeigen.” Die 16-jährige Yeliz dagegen hält mit der Kamera einen seltenen Moment mit ihren Geschwistern fest, die sie aufgrund der Arbeit nur wenig sieht.
“Wir haben glücklicherweise die international renommierte Organisation Sirkhane Darkroom für die Realisierung der Ausstellung gewinnen können. Leiter ist Serbest Salih, ein geflüchteter Fotograf aus dem syrischen Aleppo. Er hat gemeinsam mit den türkischen und aus Syrien geflüchteten Kindern den Grundstein für dieses Projekt gelegt”, sagt Dr. Ulrike Dufner, Geschäftsführerin des SÜDWIND-Instituts. „Wir möchten mit der Ausstellung gleichzeitig aufzeigen, dass das Leben der Kinder durch vielfältige Verbindungen nach Deutschland gekennzeichnet ist – zum Beispiel dadurch, dass ein Teil dieser Kinder in Textilfabriken arbeiten muss und womöglich Pailletten auf T-Shirts für den europäischen Markt näht“, erklärt die Geschäftsführerin des Instituts.
SÜDWIND-Mitarbeiterin Dr. Jiska Gojowczyk, verantwortlich für die Ausstellungskonzeption, ergänzt: “Ich wünsche mir, dass viele Menschen aus Hennef unsere Ausstellung besuchen. Es ist eine Chance, sich mit den realen Geschichten von Menschen mit Fluchthintergrund auseinanderzusetzen. Denn in der aktuellen Debatte verliert man diese Schicksale leider allzu schnell aus den Augen.”
SÜDWIND-Institut
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Beitrag vom 24.9.2024