Bergbau in Hennef

Bergbau im 18. und 19. Jahrhundert

Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde im rechtsrheinischen Gebiet zwischen Beuel und Hennef Ton, Toneisenstein, Braun- und Blätterkohle bergmännisch unter Tage abgebaut. Die Braunkohle diente der Verhüttung von Erzen sowie dem Hausbrand. Die kalium-haltige Asche wurde zur Herstellung von Alaun und Eisenvitriol benutzt oder als Düngemittel verkauft. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Trockendestillation (Pyrolyse) von Teer, Petroleum und Paraffin aus der Blätterkohle wirtschaftlich interessant. In der Mitte des 19. Jahrhunderts stieg im Rotter Revier die Produktion der Blätterkohle auf bis zu 90.000 Tonnen pro Jahr an. Mit dem Import billigerer Erdölprodukte aus den neuen Ölfeldern in Texas (USA) verloren die rechtsrheinischen Vorkommen Ende des 19. Jahrhunderts an Bedeutung. In den 1930er Jahren schloss die letzte Grube zwischen Holzlar und Roleber.

Rotter Fossilien im Rathaus

"Krokodile unter Palmen – der Bergbau in Hennef-Rott“ – so nennt sich eine kleine, aber feine Ausstellung im Hennefer Rathaus, die 2015 von Dr. Georg Heumann, Sammlungsleiter des Goldfuß-Museums im Steinmann-Institut der Universität Bonn zusammengestellt wurde. Es handelt sich um eine Vitrine mit Fossilien aus der Fossilienlagerstätte Hennef-Rott. Damit sind die unter Fachleuten weltweit bekannten Millionen Jahre alten Rotter Fossilien erstmals und dauerhaft im Hennefer Rathaus zu sehen. Die Vitrine wurde von der Bürgergemeinschaft Rott e.V. aus Mitteln des ehemaligen Vereins „De Kass Verein für die Geschichte der Hennefer Obergemeinde e.V.“ finanziert. Ideengeber war Josef Strötgen, der frühere Vorsitzende und Gründer des Vereins.

25 Millionen Jahre: Fossillagerstätte Rott

In der Umgebung von Hennef-Rott sind verschiedene Ablagerungen einer Seenlandschaft aus einer Zeit vor etwa 25 Millionen Jahren, dem Oberoligozän, erhalten. Diese feinkörnigen Sedimente, wegen ihres blättrigen Aufbaues als „Blätterkohle“ bezeichnet, konservierten die Reste einer üppigen, subtropischen Flora und Fauna. Die hervorragende Erhaltung der Fossilien in den Seesedimenten war allerdings nur bei einem sauerstoffarmen Milieu in größeren Wassertiefen möglich. Die Fossilien, die hauptsächlich durch den Bergbau im 19. Jahrhundert gefördert wurden, belegen das reiche Leben in den ehemaligen Seen und in der näheren Umgebung im Tertiär des Rheinlandes.

Hennefer Gesteingarten: Steinerne Zeugnisse der Geschichte

Am Steimelsberg oberhalb des Kurparks in Hennef-Geistingen lädt ein geologischer Pfad mit 22 Steinformationen zu einer Reise in die Erdgeschichte unserer Heimat ein. Bereits 1981 wurde er anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Verkehrs- und Verschönerungs-Vereins Hennef eröffnet – gefördert durch die damals in Hennef-Dondorf ansässige „LMG Lagerstätten-Mineralgeologische Gesellschaft mbH“.

Die Gesteine bringen dem Besucher die Grundlagen der Landschaftsgliederung und den Hintergrund des historischen Hennefer Bergbaus näher. Kugel- und Säulenbasalt weisen auf die Steinbrüche am Eulenberg und bei Happerschoß hin, mit dem Trachyt begegnet man einem wichtigen historischen Baumaterial aus dem Siebengebirge. Korallenkalk und Muschelbank sind Beispiele für gesteinsbildende Meeresablagerungen im Bröltal, die den Bau der damaligen Kleinbahn förderten. Fehlt eigenlieh nur ein Exponat der Blätterkohlen von Rott, das aber der Witterung nicht standhalten würde.

 

Die ausgestellten Fossilien stammen hauptsächlich aus der Sammlung der Familie Willi und Margarete Höhner in Hennef-Rott und wurden im Jahr 2014 von Familie Dopfer, Wesseling-Keldenich, dem Goldfuß-Museum im Steinmann-Institut der Universität Bonn überlassen. Zu sehen sind zum Beispiel Libellenlarven, Blätter, ein geflügeltes Insekt, ein Rüsselkäfer, mit „Tarsichthys macrurus“ auch der Abdruck eines Fisches und Zweig mit Blüten von „Sideroxylon salicites“, der wahrscheinlich zur Pflanzenfamilie der Sapotengewächse gehört. Neben den Fossilien selber zeigt die Vitrine Fotos weiterer Rotter Fossilen und beinhaltet Texttafeln mit Erläuterungen. Die Vitrine kann jederzeit zu den Öffnungszeiten des Rathauses (Frankfurter Straße 97) 8-16 Uhr, Do 8-17.30 Uhr, Fr 8-12 Uhr) besucht werden.

Krokodile im See von Rott

Die Verbreitung der Krokodile ist auf die warmen Zonen der Erde beschränkt. Ein Grund dafür mag darin liegen, dass sie ihre Eier in den Sand oder in Laubhaufen legen und von der Sonne ausbrüten lassen. Dieses Verhalten ist auch für die Krokodile im Tertiär vor ca. 30 Millionen Jahren anzunehmen. Heute kommen Krokodile nur in Zonen vor, deren Jahresdurchschnittstemperatur über 20ºC (Bonn: 10,3ºC) und die Durchschnittstemperatur des kältesten Monats nicht unter 10ºC (Bonn: 2,0ºC) liegen. Damit umfasst das Verbreitungsgebiet der Krokodile die tropischen und subtropischen Klimaregionen. Daraus folgt, dass es zur Zeit des Sees von Rott im Tertiär des Rheinlandes wesentlich wärmer als heute gewesen sein muss.

300 Pflanzenarten im Faulschlamm

Im Faulschlamm des Sees von Rott blieben ungefähr 300 Pflanzenarten erhalten. Anhand dieser Funde lassen sich Klima und Lebensraum rekonstruieren, denn die Flora enthält Formen, die mit heute noch lebenden Arten verwandt sind. Das Klima war vermutlich subtropisch, ausgesprochen feucht und mit ausgeprägten Jahreszeiten. Aus dem Seebecken selbst sind Seerosen belegt, in den Verlandungszonen am Seeufer gab es Sauergräser und Binsen. Tupelobäume und Sumpfzypressen standen in unmittelbarer Wassernähe. In den umgebenden Auenwäldern wuchsen Gagelsträucher, Weiden und Birken. Auch Palmen gediehen in Rott und sind wie die Krokodile ein deutlicher Hinweis auf ein frostfreies Klima.
Buchen, Eichen und Ahorn zeigen trockenere Standorte an. Dazwischen lagen feuchtere Gebiete, in denen immergrüne Pflanzen mit glattrandigen Blättern wuchsen wie Magnolien, Zimtbaum und Lorbeer. Funde von Koniferen sind selten. Nachgewiesen sind Wasserfichten und Mammutbäume, Zypressen und Lebensbäume sowie verschiedene Kiefern-Arten.

Auf der Karte sehen Sie den Standort des Steingartens.