Erster von 21 neuen Stolpersteinen 2021

Der erste von 21 Stolpersteinen wurde anlässlich des „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ in Stadt Blankenberg verlegt

Der erste von 21 Stolpersteinen wurde anlässlich des „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ in Stadt Blankenberg verlegt

(26.1.2021, dmg) „Hier wohnte Therese Müller, Jg. 1905, zwangssterilisiert 1935, eingewiesen 1941 Heilanstalt Bonn, verlegt am 20.06.1941 Hadamar, ermordet 20.06.1941 Aktion T4“. Dies ist die Inschrift des neuesten Hennefer Stolpersteins, der am 26. Januar 2021 anlässlich des „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ in Stadt Blankenberg, Eitorfer Straße 50, auf dem Gehweg verlegt wurde.

Die Verlegung fand in ganz kleinem Kreis bei Einhaltung angemessener Abstände durch einen Mitarbeiter des städtischen Baubetriebshofes statt, da der Künstler Gunter Demnig aufgrund der aktuellen pandemischen Lage zurzeit selbst keine Steine verlegt. Nach einer Begrüßung durch Pfarrerin Antje Bertenrath und einem Grußwort von Bürgermeister Mario Dahm informierten die Lehrerinnen Claudia Langner und Mira Reisen von der Gesamtschule Hennef Meiersheide über die Biografie von Therese Müller. Nach der Verlegung des Steines bildete ein Gebet von Pfarrerin Antje Bertenrath und Helga Haas von der Katholischen Kirchen den Abschluss.

Bürgermeister Mario Dahm: „Trotz der aktuellen Einschränkungen war es uns wichtig, an diesen Tag zu erinnern, wenn auch nur im ganz kleinen Kreis und mit allen Abstandsregeln, die wir zurzeit haben. Das Gedenken ist für unser Land essentiell wichtig und sozusagen systemrelevant. Die unantastbare Würde des Menschen wurde im Nationalsozialismus auf grausame Art und Weise verachtet. Die Stolpersteine erinnern uns daran im Alltag auf Schritt und Tritt.“

Es war der erste von insgesamt 21 neuen Stolpersteinen, die 2021 verlegt werden sollen, die übrigen 20 sollen im Frühjahr in Geistingen verlegt werden, in der Hoffnung, dass dann auch ein größerer Kreis von Menschen teilnehmen kann. Die Steine werden solange in der Christuskirche (Ecke Beethovenstraße und Bonner Straße) ausgestellt. Die 20 Steine sind dem Gedenken an jüdische Opfer des Nationalsozialismus gewidmet. Therese Müller wurde aufgrund einer psychischen Störung ermordet.

Die Verlegung wurde organisiert von der Stadt Hennef und dem Ökumenekreis Hennef, der die 21 Stolpersteine aus Spendengeldern finanziert. Oberstufenschüler der Gesamtschule Meiersheide haben die Geschichte von Therese Müller recherchiert.
Bislang wurden in Hennef 27 Stolpersteine im Zentrum, in Geistingen und in Rott verlegt, zuletzt zehn Steine im September 2018. 

Therese Müller 

Therese Müller wurde am 14. Oktober 1905 in Berg bei Blankenberg geboren. Sie war ledig und lebte in ihrem Elternhaus, wo sie katholisch erzogen wurde. Ihre Eltern waren Katharina und Peter Müller. Ihre Mutter war zu dem Zeitpunkt, als Therese krank wurde, schon tot. Ihr Vater war 70 Jahre alt und arbeitete als Reichsbahn-Assistent. Therese hatte keinen Beruf, sie war Hausfrau. Von ihren Geschwistern ist nur ihr Bruder Peter Müller bekannt, er lebte in Eitorf und war ihr gesetzlicher Vertreter. Seit Weihnachten 1934 fing Therese an, sich psychisch zu verändern. Sie fühlte sich verfolgt, beeinflusst entwickelte autistische Züge. Daraufhin wurde sie in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen. 
Anfangs war die Klinik zur Pflege der Psychischen- und Nervenkranken gedacht. Ab dem 14. Juli 1933 wurde offiziell die Zwangssterilisation bei psychisch, geistig und körperlich Kranken erlaubt. 

Am 11. Juli 1935 wurde Therese von Dr. Diehm, einem Arzt der Heil- und Pflegeanstalt angezeigt, da er bei ihr eine Schizophrenie diagnostiziert worden war und sie in einem gebärfähigen Alter war. Das Verfahren zur Zwangssterilisation wurde eingeleitet und trotz Versuchen ihres Bruders, auf dem Rechtsweg die Sterilisation zu verhindern, abgeschlossen. Im Dezember 1935 wurde sie sterilisiert, 1941 dann in eine Heilanstalt eingewiesen und noch im selben Jahr ermordet.