19. Jahrhundert

Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Straße durchs Siegtal gebaut und die Deutz-Gießener-Eisenbahn angelegt wurde, verlor Uckerath an Bedeutung, was in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einherging mit einer starken Auswanderungswelle nach Nordamerika. Schaffung von Schulbezirken, Einführung der allgemeinen Schulpflicht ab 1825, geregelte Lehrerausbildung.

1803

Kloster Zissendorf wird infolge der Säkularisation aufgehoben. Ebenso müssen die Mönche das Kloster Bödingen verlassen, der Pilgerstrom verendet fast völlig.

1804

Schule in Bödingen, erster Lehrer Anton von Berg, bis 1932 im ehemaligen Kloster der Augustiner-Chorherren, dann Umzug in einen Neubau. Der Name der neuen Schule ist „Petrus-Canisius-Schule“.

1805

In Uckerath gibt es zwei Schulhäuser: eine Schule ist in der Vikarie „unten“ in Nümm, eine Schule „oben“ befindet sich dort, wo heute [2015] der Kindergarten ist.

1806

Das Herzogtum Berg wird mit Frankreich verbunden und zum Großherzogtum Berg erklärt, die bergische Verwaltung geht zu Ende. Unter dem Einfluss der Franzosen wird das Gebiet in Departements geteilt. Der Kanton Hennef mit Uckerath, Lauthausen, Neunkirchen, Hennef und Oberpleis liegt im Arrondissement Mühlheim, das sich im Departement Rhein befindet. Beseitigung der mittelalterlichen Stadtrechte von Blankenberg; die Landgemeinde Blankenberg wird in die Marie, die spätere Bürgermeisterei Hennef, eingegliedert.

1807

Die französische Verwaltung stellt die Burg Blankenberg als Ganzes oder in Teilstücken zum Verkauf.

1812

Verlegung des ehemaligen Landgerichts Geistingen – seit 1810 mit der Einführung des französischen Rechts: Friedensgericht – von Geistingen nach Hennef.

1815

Übernahme des Landes durch das Königreich Preußen. Die Bürgermeistereien Eitorf und Hennef bildeten den Kreis Uckerath mit Uckerath als Verwaltungssitz.
 

1817

Die Verwaltung des Kreises Uckerath wird nach Hennef in das sogenannte Landratsamt, den späteren Heymershof, verlegt.

1819-1820

Bau einer zweiklassigen Volksschule in der Steinstraße in Hennef mit zwei Lehrerwohnungen. Unterricht in dem Gebäude teilweise bis 1960.

1820

Zusammenlegung der Kreise Uckerath und Siegburg zum Siegkreis. Hennef bleibt Verwaltungssitz des Siegkreises.

1825

Der Verwaltungssitz des Siegkreises wird nach Siegburg verlegt.

1826

Die Schule in Blankenberg steht am Markt an der Stelle des heutigen Hauses Nr. 4 (Laufenberg – Westerfield).

1827

Pfarrer Christian Friedrich Förster, erster Dechant des Dekanates Uckerath, wird Kreisschulpfleger.

1828

Im Bereich der Bürgermeister Hennef leben 4.624 Einwohner (4.536 Katholiken, 14 Protestanten, 74 Juden). Im Bereich der Bürgermeister Lauthausen leben 3.075 Einwohner (3.023 Katholiken, 19 Protestanten, 33 Juden). Im Bereich der Bürgermeister Uckerath leben 3.009 Einwohner (3.000 Katholiken, 1 Protestant, 8 Juden).

1829

Der Burgberg Blankenberg mit der Burgruine und einem Teil des Altstadt gelangt aus preußischem Staatseigentum an Major Friedrich Wilhelm von Delitz, der dort ein Weingut betreibt.

1833

Errichtung des optischen Telegraphen in Söven als Station 54 der militärischen Telegraphenlinie mit 61 Stationen zwischen Berlin und Koblenz (die Station zeigt heute als einzige des Rheinlandes noch den ursprünglichen Baubestand). Die Schule in Blankenberg befindet sich im Haus Mechthildisstraße Nr. 11 (Kusterer).
 

1834

Bödingen gehörte zum Kirchspiel Eigen oder zur Pfarrgemeinde Geistingen. 1834 erfolgt die Errichtung der Pfarrgemeinde "Zur Schmerzhaften Mutter". In der Samtgemeinde Uckerath gibt es 611 schulpflichtige Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren.

1835

Bau einer zweiklassigen Schule an der Bergstraße in Geistingen, vorher fand der Unterricht in verschiedenen anderen Häusern statt. Bei dem Gebäude handelte es sich nach Ludwig Elberskirch vermutlich um den ersten Backsteinbau im Raum Hennef.

1836

Erste Schule in Lichtenberg.

1841

Erste Schulstelle in Hofen, ca. 100 Kinder besuchen den Unterricht. Der Schulbezirk umfasst die Ortschaften Kurscheid, Broichhausen, Westerhausen, Oberbuchholz, Hommerich, Hofen, Lanzenbach, Kurenbach, Stöcken, Liesberg, Widerschall, Hermesmühle.

1842-1848

Das Landratsamt des Siegkreises hat seinen Sitz vorübergehend in Schloss Allner, dem Wohnsitz des Landrates Maximilian von Loe.

1843

Schule in Süchterscheid.

1846

Über den Ort Blankenberg heißt es, er sei „ganz verarmt“.

1847

In Happerschoß entsteht ein einklassiges Schulhaus mit Schichtunterricht für 250 schulpflichtige Kinder, 1884 wird der Erweiterungsbau fertig gestellt, es ist nun eine zweiklassige Schule. Erster Lehrer ist Jakob Elberskirch.

um 1850

Schulbau in Uckerath.
 

1857

Die Schule in Hanfmühle befindet sich in einer für Schulzwecke umgebauten Scheune.

1859

Bau der Siegtalstraße. Bau der Eisenbahn durchs Siegtal, 1859 bis Hennef vollendet.

1859/60

Ein Kreuzweg von Uckerath zum Wallfahrtsort Süchterscheid wird angelegt.

1860

Errichtung des Hennefer Bahnhofes. Neubau der Schule in Rott.

1862

Bau der Geistinger Synagoge auf einem Grundstück zwischen Bergstraße und Sövener Straße. Inbetriebnahme der Bröltalbahn bis Schönenberg am 27. Mai. Neubau der Schule in Lichtenberg.

1864

Die Spezialsynagogengemeinden Geistingen und Uckerath werden gegründet.

1865

Neubau Schule Bröltal wird eröffnet.

1866

Gründung der Pfarrei Rott.

1867-1903

Neubau einer zweiklassigen Schule in Blankenberg, Mechthildisstraße 3 (Krey), Bezug 1869.
 

1869

Carl Reuther gründet die „Reuther & Co., Landwirtschaftliche Maschinenfabrik Hennef“. Hintergrund: Vor dem Beginn der Industrialisierung lebte die Bevölkerung vorwiegend von der Landwirtschaft. Das Handwerk, beispielsweise Webereien in Geistingen und Blankenberg, hatte untergeordnete Bedeutung. Ein wichtiger Erwerbszweig war nach der Mitte des 19. Jahrhunderts der Erzbergbau. Silber, Zink, Zinn und Eisen wurde in den Gruben Gottessegen bei Dambroich, Bergmannslust am Steimelsberg in Hennef, Altglück bei Hanfmühle, Silistria bei Kurenbach und Ziethen bei Weingartsgasse gefördert. Zur Herstellung von Petroleum wurde in mehreren Gruben bei Rott Blätterkohle abgebaut. Konkurrenz aus dem Ausland und mangelnde Wirtschaftlichkeit führten im Laufe der Zeit zur Stillegung sämtlicher Gruben. Neben der Erwerbsmöglichkeit in der Industrie ist der Weinbau zu erwähnen, der in der Hennefer Region teilweise bis ins Mittelalter nachweisbar ist und immer eine große Rolle spielte. An den waldfreien Südhängen der Sieg wurde zwischen Weingartsgasse, Lauthausen, Bödingen bis Blankenberg Wein angebaut. Im 20. Jahrhundert ging der Winzerberuf vor allem durch die Konkurrenz der Löhne in der Industrie und im Dienstleistungssektor völlig verloren.

1874

Am 15. Juli wird die Schule in Eichholz eröffnet (Volksschule bis 1968). Am 20. Juli endet die geistliche Kreisschulaufsicht, stattdessen wird ein hauptamtlicher Kreisschulpfleger eingesetzt.

1875

Der Turmhelm der Pfarrkirche Geistingen brennt infolge eines Blitzschlages nieder.

1875/76

Schloss Allner wird durch den Franziskanerbruder Paschalis im gotischen Stil umgebaut.

1876

Bau der Schule in Westerhausen. Am 18. März verfügt der Landrat die Errichtung von Fortbildungsschulen in Uckerath, Lichtenberg und Hanfmühle, die um 1880 realisiert werden.

1878

Der ehemalige Schlossermeister Johann Steimel beginnt in seinem neuen Unternehmen „Johann Steimel Maschinenfabrik“ zwischen Frankfurter Straße und Steinstraße mit der Produktion landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte, später auch von Zentrifugen. Privatschule in Hennef für evangelische Kinder, geleitet von Fräulein Arendt. Die Schule existiert nur wenige Jahre.
 

1878-1885

In Hennef-Warth existiert eine höhere Schule für Gymnasial- und Realschulfächer des Privatlehrers Heinrich Lindlahr (gestorben 1885 im Alter von 38 Jahren).

1879

Der Gießermeister Johann Friedrich Jacobi gründet eine Eisengießerei an der Köln-Gießener-Eisenbahn; Philipp Löhe gründet eine Firma, die neben Fahrrädern und landwirtschaftlichen Maschinen hauptsächlich Waggons für die Bröltalbahn baut.

1881

An der Beethovenstraße, wird die „Joseph Meys & Comp., G.m.b.H., Landwirtschaftliche Maschinenfabrik und Eisengießerei“, gegründet. Zunächst stellt Joseph Meys Geräte für die Ernte und Futterverarbeitung her, ab den 1890er Jahren auch milchwirtschaftliche Geräte, sogenannte Zentrifugen, die die Verarbeitung der Milch auf kleinen Höfen wesentlich erleichterten. Neubau der Schule in Hanfmühle, sie wird bis 1958 genutzt und dann abgerissen.

1880-1890

Bau des St. Josefs-Krankenhauses in Geistingen.

1881

Carl Reuther und Eduard Reisert gründen die „Hennefer Maschinenfabrik Carl Reuther und Reisert“. Gründung des Hennefer Verkehrs- und Verschönerungsvereines, durch den die Siegpromenade angelegt und der Steimelsberg als Naherholungszentrum hergerichtet wird.

1883

Carl Reuther und Eduard Reisert erfinden die erste automatische, eichfähige Waage der Welt, die am 12. April von der Kaiserlichen Normal-Aichungs-Commission in Berlin zugelassen wurde. Mit der Erfindung dieser so genannten „Chronos Waage“ gingen 9.000 Jahre Handverwiegung von losen Schüttgütern zu Ende und das Zeitalter der automatischen Waagen begann.

1885/86

Erweiterung der Pfarrkirche Geistingen nach den Plänen des Franziskanerbruders Paschalis um ein Querhaus.

1887

Die Spezialsynagogengemeinde Uckerath wird mit der Geistinger Gemeinde vereinigt.
 

1891/92

Die Architekten Rüdell und Odenthal aus Köln errichten eine neue Kirche in Uckerath (1898 wird die alte bis auf den Turm abgerissen).

1892

Bau des Amtsgerichtes an der Ecke Frankfurter Straße/Königstraße in Hennef. In Geistingen existiert ein Mädchenpensionat mit Haushaltungsschule von Fräulein Elisabeth Kratz. In Hennef existiert eine Private Mittelschule für Mädchen von Frau Josephine Meyer; sie erteilt Unterricht für 34 Mädchen. Einstellung des Unterrichts Anfang der 1930er Jahre.

1893

Bau eines vierklassigen Schulgebäudes an der Steinstraße in Hennef, wohl das erste Gebäude mit einem Flachdach in unserer Gegend weit und breit. In unmittelbarer Nähe der alten Hennefer Kirche wird ein neugotischer Kirchenbau nach den Plänen des Architekten Ross aus Köln errichtet.

1894-1896

Bau der evangelischen Christuskirche an der Beethovenstraße.

1894

Baubeginn der Schule an der Stoßdorfer Straße in Geistingen, 1974 abgerissen.

1897

Stiftung eines Grundstücks und 10.000 Mark zur Errichtung einer Fortbildungsschule durch Carl Reuther, eröffnet 1899 unter dem Namen „Gewerbliche Fortbildungsschule der Carl-Reuther-Stiftung“, später (nach 1923) umbenannt in „Berufsschule der Carl-Reuther-Stiftung“; 1934 Zweckverbandsberufsschule.

1898-1900

Bau der neugotischen Kirche Sankt Simon und Judas im Zentrum Hennefs. Kirchweih: 24.09.1900 – das Kirchweihfest war Anlass für die bis heute gefeierte Hennefer Kirmes. Die Kirche ist mit dem 72 Meter hohen Kirchturm die höchste Kirche im Rhein-Sieg-Kreis. Sehenswert: handgeschnitzter Kreuzweg gefertigt 1901 im Grödnertal (Südtirol), eindrucksvolle Kirchenfenster wie das „Drei-Hasen-Fenster“ des Künstlers Paul Weigmann.

1898

In Dondorf existiert bis zum 22.12.1965 eine Schule, dann wurden die Schüler in die Katholische Volksschule Hanftalstraße umgeschult.