Schülerinnen und Schüler erstellen Ausstellung: Einzelschicksale nationalsozialistischer Verbrechen im Rhein-Sieg-Kreis

Die Ausstellung im Rathaus der Stadt Hennef

Die Ausstellung im Rathaus der Stadt Hennef

Schüler der Gesamtschule Meiersheide, in der Mitte v.l. Wolfgang Pelz (Leiter der Gesamtschule Meiersheide), Kreis-Archivarin Dr. Claudia Arndt, Bürgermeister Klaus Pipke, Michael Solf, hinten Kreis-Dezernent Thomas Wagner sowie rechts die Lehrerinnen Claudia Langner (hinten) und Mira Reisert

Schüler der Gesamtschule Meiersheide, in der Mitte v.l. Wolfgang Pelz (Leiter der Gesamtschule Meiersheide), Kreis-Archivarin Dr. Claudia Arndt, Bürgermeister Klaus Pipke, Michael Solf, hinten Kreis-Dezernent Thomas Wagner sowie rechts die Lehrerinnen Claudia Langner (hinten) und Mira Reisert

(Rhein-Sieg-Kreis, hei) In einem bemerkenswerten Projekt haben Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Hennef-Meiersheide sich den Verbrechen der Nationalsozialisten im Rhein-Sieg-Kreis gestellt und Einzelschicksale aufbereitet. Die Ausstellung „NS Medizinverbrechen – Opfer aus Eitorf und Hennef“ bezeugt Einzelschicksale der Opfer des am 1. Januar 1934 in Kraft getretenen „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. Die jetzt eröffnete Ausstellung ist bis zum  22. Februar 2019 im Hennefer Rathaus, Frankfurter Straße 97 zu sehen (Öffnungszeiten Mo-Mi 8-16 Uhr, Do 8-17:30 Uhr, Fr 8-12 Uhr).

„Ich danke den Schülerinnen und Schülern der 10B und der 10D der Gesamtschule Hennef-Meiersheide für diese außergewöhnliche Ausstellung“, sagte Dezernent Thomas Wagner bei der Eröffnung. Die beiden Klassen hatten die Ausstellung im Rahmen der Initiative „Bildungspartner NRW – Archiv und Schule“ entwickelt; 2013 hatten das Archiv des Rhein-Sieg-Kreises und die Gesamtschule eine Bildungspartnerschaft geschlossen, die inzwischen zweimal verlängert wurde. „Welches Material Ihr hier zusammengetragen habt, ist bemerkenswert. Es ist wichtig, sich einem solch sensiblen Thema zu widmen“, so Wagner.

Hennefs Bürgermeister Klaus Pipke ergänzte: „Wer vergisst, kann nichts für die Zukunft lernen. Wer sich aber erinnert, gedenkt der Opfer und hilft uns allen, unsere Zukunft menschlich zu gestalten.“

Die Ausstellung erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler auf eigene Initiative. Sie wollten NS-Geschichte anhand eines regionalen Themas aufarbeiten. Nachdem man im Kreisarchiv überlegt hatte, zu welchen Themen Akten vorhanden seien, entschieden die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit Kreisarchivarin Dr. Claudia Maria Arndt, intensiver die NS-Medizingeschichte in den Blick zu nehmen. So kam es, dass sie im Januar 2018 – anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus – mit ihren Lehrerinnen Claudia Langner und Mira Reisen Akten des Gesundheitsamtes des alten Siegkreises, in denen es um Zwangssterilisation ging geht, auswerteten. Sie bereiteten die Lebensgeschichten einiger Betroffener auf und stellten diese schon am Projekttag in der Klasse vor.

Äußerst interessiert an dieser Zeit der Heimatgeschichte zeigte sich allerdings ein kleiner Teil der Jahrgangsstufe. Die Schülerinnen und Schüler wollten mehr über die Hintergründe erfahren. Zudem wollten sie diese Jahre, die damaligen Geschehnisse und die Schicksale von Betroffenen aus Eitorf und Hennef dem  Vergessen entreißen und einem breiten Publikum zugänglich machen.

Jetzt erhalten Interessierte mittels 21 Roll-ups Einblicke in die NS-Medizingeschichte des damaligen Siegkreises. Auf insgesamt 14 Roll-ups werden die Biographien von Opfern aus Hennef und Eitorf gewürdigt; zwei wurden in der Euthanasie-Anstalt in Hadamar a.d. Lahn ermordet. Auch werden drei damals im Kreisgesundheitsamt tätige Ärzte - Dr. Bruno Bange, Dr. Lothar Diem und Dr. Liselotte Witkop - vorgestellt.

Gefördert wurde dieses besondere Projekt im Rahmen der Bildungsinitiative vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW mit knapp 6.000 Euro.

Die Ausstellung ist nur ein Teil des Gesamtprojekts: im Laufe des Schuljahres soll ein entsprechendes Themenheft von der Projektgruppe in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv erstellt werden. Dieses soll dann im Schulunterricht verwendet werden.