Stadt legt erstes Digitalisierungskonzept vor

Symbolfoto Digitalisierungkonzept: Deckblatt auf I-Pad

(4.3.2021, dmg) Bereits seit vielen Jahren beschäftigt sich die Stadtverwaltung mit dem Thema Digitalisierung. Schon die bisherigen Maßnahmen waren planvoll und fußten auf einzelnen Konzepten, wie bei der Digitalisierung der Schulen dem Medienentwicklungsplan oder dem Breitbandkonzept. Nun legt die Stadt erstmals ein umfassendes Digitalisierungskonzept vor. „Damit“, so Bürgermeister Mario Dahm, „stellen wir die Weichen für die weitere Entwicklung hin zu einer digitalen Stadt, indem wir die vielen Chancen der Digitalisierung im Sinne aller nutzen. Digitalisierung ist angefangen beim weiteren Breitbandausbau mit dem Ziel eines Gigabit-Netzes über die weitere Investitionen in das digitale Lernen bis zur einzelnen digitalen Dienstleistung der Verwaltung eine der wichtigsten Herausforderungen für die Zukunft der Stadt. Mit dem Konzept werden wir diese Aufgabe bündeln, verstetigen und intensivieren.“ Als konkrete Maßnahmen, die noch dieses Jahr anstehen, nennt der Bürgermeister unter anderem den Masterplan Gigabit, die neue „Stadt-App“ und das Smart-City-Pilotprojekt „digitaler Dorfmittelpunkt“ in Lanzenbach.

Das Konzept liegt dem Ausschuss für Digitalisierung, Wirtschaft und Tourismus am 10. März in seiner ersten Sitzung zur Beratung vor. Die Sitzungsunterlagen und das ganze Konzept findet man hier: http://session.hennef.de/bi/si0057.asp?__ksinr=6450.

Das Konzept zeigt den Stand der Digitalisierung in Hennef auf und definiert anhand von Zielen, Strategien und Rahmenbedingungen folgende Handlungsfelder:

  • digitale Infrastruktur
  • digitale Bildung
  • digitale Verwaltung
  • E-Government (inkl. Onlinezugangsgesetz und Open-Government)
  • Smart-City
  • Compliance/IT-Sicherheit

Diese Handlungsfelder werden jeweils mit einer Bestandsaufnahme und einem Maßnahmenplan beschrieben. Das Konzept soll jährlich aktualisiert und auf Grundlage der technischen Entwicklung fortgeschrieben werden. Verantwortlicher Digitalisierungsbeauftragter der Stadt und „Chief Digital Officer“ ist Wolfgang Rossenbach, Leiter der Abteilung für IT und Digitalisierung.

Handlungsfelder und Maßnahmen

Das Digitalisierungskonzept umfasst 34 Seiten und beschreibt die Digitalisierung als „eines der wichtigsten strategischen Themenfelder für die zukünftige Ausrichtung von Verwaltung und die Entwicklung des Stadtgebietes. Lösungsansätze für viele der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen, wie beispielsweise Mobilität, Umwelt und demografischer Wandel, können durch Einsatz der Digitalisierung wesentlich unterstützt bzw. teilweise auch durch Digitalisierung überhaupt erst bewältigt werden.“

Weiter heißt es: „Wir haben die Vision, dass durch die Digitalisierung die Attraktivität Hennefs als moderne, lebenswerte und nachhaltige Stadt dauerhaft gesteigert wird. Die strategische Umsetzung basiert auf dem Gedanken, dass die Digitalisierung eine nachhaltige und partizipative Gesamtaufgabe darstellt, bei der die einzelnen Handlungsfelder parallel mit jeweiligen Fokusprojekten bearbeitet werden.  Kernelemente sind neben dem weiteren Breitbandausbau, die weitere Digitalisierung von Schulen und Verwaltung, der Ausbau der Online-Dienste für Bürger*innen und Unternehmen, der Ausbau des Open-Government Angebotes und der weitere Ausbau des Smart-City Projektes unter Einbezug des ländlichen Bereiches.“

Handlungsfelder und Maßnahmen im Einzelnen:

  • Handlungsfeld Digitale Infrastruktur / Masterplan Gigabit: Die Stadt Hennef hat in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen für die Verbesserung der Breitbandversorgung durchgeführt. Die Versorgung ist in weiten Teilen gut bis sehr gut. Dennoch besteht besonders in den ländlichen Bereichen des Stadtgebietes noch ein hoher Verbesserungsbedarf insbesondere in kleinen Ortsteilen wie Beiert, Ravenstein, Rütsch, Scheuren, Zumhof, Wasserhess, Stotterheck, Hermesmühle, Hofen, Derenbach. Ziel ist es, diese Lücken zu schließen und darüber hinaus Maßnahmen anzustoßen, die dazu beitragen, dass alle Bürger*innen und die Wirtschaft in Hennef schnellstmöglich einen glasfasergebundenen Breitbandanschluss erhalten können. Das derzeit wichtigste Projekt ist die Umsetzung des Förderprogramms des Rhein-Sieg-Kreises, das einen Ausbau in 30 Ortsteilen und Glasfaseranschlüsse für alle Schulen und 57 Glasfaser-Ortsverteiler vorsieht. Kosten: rund 1,4 Millionen Euro. Der Ausbau in Hennef soll im Frühjahr 2021 in Hennef-Westerhausen beginnen und für alle Ortsteile spätestens im Mai 2022 abgeschlossen sein.
    Anschließen soll sich ein Ausbauprogramm für rund 370 Haushalte in den kleinsten Dörfern und Weilern, sowie perspektivisch der Ausbau von Glasfaseranschlüssen bis ins Haus. Dafür lässt die Stadtverwaltung zurzeit einen Masterplan Gigabit erstellen, der eine Ausbauplanung und Finanzkalkulation enthalten soll.
  • Handlungsfeld Digitale Bildung: Die Stadtverwaltung hat in den letzten Jahren eine umfassende Förderung der digitalen Bildung an den städtischen Schulen vorgenommen und seit 2005 mehr als 5 Millionen Euro in den Bereich digitale Schul-IT investiert. Weiterhin ist das Ziel, dass alle Schülerinnen und Schüler die technische Möglichkeit zur Teilnahme am digitalen Lernen haben. Dies betrifft eine gute und flächendeckende Breitbandversorgung sowie die ausreichende Verfügbarkeit von Endgeräten in den Schulen und Geräte, die bei Bedürftigkeit leihweise auch für die private Verwendung bereitgestellt werden, was derzeit über ein Förderprogramm ermöglicht wird.
  • Handlungsfeld Digitale Verwaltung: Ziel der internen Digitalisierung ist es, die Verwaltung zu modernisieren und zukunftssicher zu gestalten. Ressourcen sollen optimiert, Service verbessert, elektronische Prozesse über Fachbereiche hinweg verbessert werden. Die Verwaltung treibt diese interne Digitalisierung bereits aktiv voran, so mit einer digitalen Bearbeitung der Rechnungen seit 2008, digitale Verfahren in der Bauordnung, einem digitalen Personalworkflow und zahlreichen mobilen Anwendungen. Weitere Maßnahmen sind geplant, so beispielsweise durchgehend elektronische Akten und Workflows und der Ausbau der digitalen Ratsarbeit.
  • Handlungsfeld E-Government: Die externe Digitalisierung mit den Themenbereichen E-Government, Onlinezugangsgesetz (OZG) und Open Government beschreibt die nach außen gerichtete Digitalisierung von Verwaltungsleistungen für Bürger*innen und Wirtschaft. Das OZG verpflichtet Kommunen dazu, bis Ende 2022 viele Verwaltungsdienstleistungen online durchführbar zu machen. Das betrifft insgesamt 575 Verwaltungsleistungen von Bund, Ländern und Kommunen, davon in NRW alleine 252 kommunale Dienstleistungen. Das bisherige Angebot hat die Stadt auf der Webseite https://hennef.de/egov übersichtlich nach Themenfeldern gegliedert zusammengefasst.
    Open Government: Der Begriff Open Government bezeichnet die Öffnung der Verwaltungen gegenüber der Bevölkerung und der Wirtschaft, was zu mehr Transparenz, Teilhaben und Innovation führen und zu einer Stärkung gemeinschaftlicher Belange beitragen soll. Wichtigste Handlungsbereiche sind elektronische Partizipation und Open Data. Die Stadt hält bereits zahlreiche Angebote der elektronischen Bürgerbeteiligung bereit wie etwa „Bürger-Melden“, Bürgerbeteiligung über Online-Umfragen, Offenlegung und Beteiligung in Bebauungsplanverfahren und Möglichkeiten der Mitbeteiligung am Haushalt der Stadt. Die Verwaltung hat zusätzlich zu schon vorhandenen Informationen zu Haushalt, Ratsinformationssystem und Geo- und Umweltdaten seit einiger Zeit erste Datensätze auf der offiziellen Open-Data-Plattform des Landes veröffentlicht.
    Weitere Maßnahmen in diesem Bereich sind in Arbeit oder in Planung, so ein neues Serviceportal, auf dem eigene Onlinedienste angeboten werden, ein neues zentrales Geodatenportal, die Einführung einer neuen, umfassenden „Stadt-App“, die gemeinsam mit elf weiteren Kommunen und der Telekom entwickelt wird, weitere Möglichkeiten der E-Partizipation wie elektronischen Bürgerbeteiligung und die Übertragung der Ratssitzungen im Internet.
  • Handlungsfeld Smart City: Smart City ist die Idee einer zukunftsorientierten, intelligenten Stadt mit einem gesamtstädtischen Ansatz. Technologische Innovationen sollen für eine positive Stadtentwicklung, zur Förderung von Gemeinwohl, Transparenz, Kooperation und Umwelt genutzt werden. Ein Beispiel ist das Internet der Dinge (loT). Es eröffnet die Möglichkeit, in großen Dimensionen eine Vernetzung von Dingen und Sensoren über den gesamten Stadtraum vorzunehmen und die dadurch generierten Daten für Planungs- und Steuerungsprozesse, für Verkehrslenkung oder Umweltschutz zu verwenden. Die Stadt Hennef betreibt bereits die Smart-City-Karte https://hennef.de/smartcity und will dieses Thema stetig erweitern, so mit einem Ausbau des Internets der Dinge mit Verkehrserfassung und -steuerung, Erfassung von Besucherströmen, Fernablesungen von Strom- und Wasserzählern, Erfassung von Umweltdaten.

Fazit

Die Digitalisierung soll angesichts der anstehenden Herausforderungen wie Demographie, Umwelt- und Ressourcenschonung und der fortschreitenden Digitalisierung der Lebenswelt dazu beitragen, die Stadtverwaltung und Hennef als Stadtraum zukunftsfähig, innovativ, inklusiv und nachhaltig auszurichten. Dazu muss die Stadt auch die entsprechenden finanziellen und personellen Ressourcen bereitstellen. Dennoch kann die Verwaltung die vielfältigen Aufgaben der Digitalisierung nicht im Alleingang schaffen, die Zusammenarbeit mit kommunalen und privaten IT-Dienstleistern aber auch Kooperationen mit Bürger*innen, Unternehmen und Vereinen sind erforderlich.