Miteinander Arbeiten – Hennef Inklusiv

Die Wirtschaftsförderung und die Stabstelle Inklusion der Stadt Hennef unterstützen Unternehmerinnen und Unternehmer dabei, neue Mitarbeiter und Auszubildende zu finden. Mit dieser Seite möchten wir Sie gezielt auf Menschen mit Schwerbehinderung als potentielle Arbeitnehmer aufmerksam machen. Hier finden Sie Informationen zu Förderprogrammen und Beratungsangeboten, sowie Kontaktdaten zu Ihren Ansprechpartnern, auch für den Fall, dass Arbeitnehmer im Laufe ihres Angestelltenverhältnisses von einer Behinderung betroffen werden.

Ansprechpartner

Integration – eines der großen Stiefkinder-Themen unserer Zeit

Der Arbeitgeber von heute steht nicht nur vor der Frage: Kann ich einen behinderten Mitarbeiter einstellen, was muss ich investieren und wie viel wird subventioniert. Der Arbeitgeber ist konfrontiert mit Themen wie: Was mache ich mit einem Mitarbeiter, der 10 oder 20 Jahre bei mir war, aber nicht mehr in der Lage ist zu leisten, was er vorher geleistet hat? Ein Beitrag von DLSchlenker, DLS Vollkorn-Mühlenbäckerei GmbH in Hennef.

Navigator durch den Förderdschungel

Vermutlich wissen Sie, dass es erhebliche finanzielle Unterstützung für Unternehmen mit inklusiven Arbeitsplätzen gibt. Sie denken aber vielleicht auch, dass es aufwändig und kompliziert ist, die jeweils zuständigen Organisationen zu finden.

Ali Atak ist Inklusionsberater bei der IHK Bonn und weiß, an wen Sie sich in welcher Situation wenden müssen. Er hilft Ihnen, die richtigen Mitarbeiter zu finden, unterstützt Sie in allen arbeitsrechtlichen Frage und sorgt dafür, dass sie die verschiedenen Fördermöglichkeiten wirklich ausschöpfen. Das gilt natürlich auch, wenn ein Mitarbeiter während Ihres Arbeitsverhältnisses von einer Schwerbehinderung betroffen wird. Wussten Sie, dass ein Arbeitgeber bis zu 96 Monate lang bis zu 70% des Lohns vom Integrationsamt erstattet bekommen kann?

Kontakt:

Herr Atak berät Sie gerne vor Ort in Ihrem Unternehmen, bspw. auch, wenn es um die behindertengerechte Ausstattung eines Arbeitsplatzes geht.

bonn-rhein-sieg-fairbindet

bonn-rhein-sieg-fairbindet ist ein Netzwerk aus Gebietskörperschaften und regionalen Unternehmen, die sich aktiv für das Thema „Inklusion am Arbeitsmarkt“ in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis einsetzen. Dieses Netzwerk hat eine großartige Informationsplattform für Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammengestellt. Perfekt für den Einstieg ins Thema!

Weitere Infos: https://www.bonn-rhein-sieg-fairbindet.de.

Stärken und Kompetenzen

Menschen mit Schwerbehinderung haben viele Stärken und Kompetenzen! Unter ihnen befinden sich sowohl erfahrene Arbeitnehmer, die im Laufe ihres Berufslebens einen GDB (Grad der Behinderung) bekommen haben, als auch Arbeitsuchende, die von Geburt an eine körperliche oder geistige Einschränkung haben. Diese sind oftmals Berufsanfänger, die ein großes Interesse an einem Ausbildungsplatz haben. Wie alle Arbeitsuchenden bringen auch Menschen mit GDB sehr unterschiedliche Fähigkeiten mit. Und genau deshalb ist die Chance so groß, dass Sie in dieser Zielgruppe die passenden Mitarbeiter für Ihre vakanten Stellen finden!

Übrigens: Unter Menschen mit GDB ist der Anteil derjenigen, die eine betriebliche, schulische oder akademische Ausbildung haben, sogar höher als bei anderen Arbeitslosen!

Veranstaltung für Unternehmer

Miteinander arbeiten: „Ein guter Auftakt!“

Etwa 50 Besucherinnen und Besucher waren am 5. September 2019 zu „Miteinander arbeiten – Hennef inklusiv“ in die Meys Fabrik gekommen. In seiner Eröffnungsrede bedankte sich der stellvertretende Bürgermeister, Jochen Herchenbach, bei der Stabstelle Inklusion und der Wirtschaftsförderung für das Engagement im Hennefer Inklusionsprozess. Judith Norden, Leiterin der Stabstelle Inklusion: „Das Thema „Berufsausbildung und Arbeit“ ist einer von acht Schwerpunkten in unserem Inklusionsplan. Mit dieser Auftaktveranstaltung möchten wir die Unternehmer in unserer Stadt dazu motivieren, offene Ausbildungs- und Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen.“ Nach drei kurzen Vorträgen stand im Zentrum des Abends ein Speed-Dating, bei dem die Vertreterinnen und Vertreter der im Rhein-Sieg-Kreis für die Förderung und Beratung von Arbeitgebern zuständigen Institutionen für Gespräche zur Verfügung standen. Das Konzept, das von der Hennefer Agentur für Unternehmenskommunikation, amedes, entwickelt und umgesetzt worden war, wurde von Akteuren und Teilnehmern als gelungene Möglichkeit der Kontaktaufnahme und des Informationsaustauschs bewertet und intensiv genutzt.

Berührungsängste abbauen und Kontakte knüpfen

Vertreten waren das Integrationsamt und der Integrationsfachdienst des LVR, die Inklusionsberater der IHK Bonn/Rhein-Sieg und der Handwerkskammer Köln, die Bundesagentur für Arbeit, das Jobcenter und die Rhein-Sieg-Werkstätten. Außerdem waren die Teilnehmer eingeladen, sich mit David Lee Schlenker, dem Gründer und Inhaber der DLS Vollkorn-Mühlenbäckerei, und Jens Möller, Personalverantwortlicher des Hennefer Logistikunternehmens Wenco, auszutauschen. Beide Unternehmen beschäftigen seit vielen Jahren Menschen mit Schwerbehinderung. Jens Möller von Wenco hatte bereits im Vortragsteil von seinen Erfahrungen berichtet. 24 von 210 Mitarbeitern am Hennefer Standort des Unternehmens haben einen Schwerbehindertenstatus. Viele sind über Praktika oder sog. „Betriebsintegrierte Arbeitsplätze (BiAP)“ in Zusammenarbeit mit den Rhein-Sieg-Werkstätten ins Unternehmen gekommen und wurden anschließend in feste Anstellungsverhältnisse übernommen. „Wir haben auf diese Weise loyale und zuverlässige Mitarbeiter gewonnen.“ Möller berichtete von jungen Menschen, die als für den 1. Arbeitsmarkt untauglich eingeschätzt worden waren und heute voll in das Wenco-Team integriert sind. „Manche brauchen geduldige und einfühlsame Kollegen, damit sie „auftauen“ und ihre Möglichkeiten voll entfalten. Davon profitieren aber letztlich alle, weil der Umgang miteinander insgesamt aufmerksamer und rücksichtsvoller wird.“

Von solchen Beispielen positiver Inklusion im 1. Arbeitsmarkt berichtete auch Buchautor Jürgen Schöntauf. Es gibt unter den deutschen Arbeitgebern viele „Sinnstifter“, die mit einem völlig neuen Blick auf potentielle Mitarbeiter beeinträchtigte Menschen beschäftigen und gleichzeitig wirtschaftlich erfolgreich sind. „Schwerbehinderte Menschen sind keine Last, sondern eine Bereicherung für Unternehmen, die heutzutage vielfach über Fachkräftemangel klagen“, sagte Jürgen Schöntauf. „Es braucht aber jemanden, der sich persönlich engagiert.“ Das sieht auch David Lee Schlenker so, der von einem „Herzensanliegen“ sprach und der Verantwortung, die jeder Arbeitgeber für seine Mitarbeiter hat, zumal viele Schwerbehinderungen erst im Laufe des Arbeitslebens erworben werden. Der vom LVR Inklusionsamt geförderte IHK Inklusionsberater Ali Atak hatte in seiner Präsentation bereits darauf hingewiesen, dass Schwerbehinderungen sehr unterschiedliche Ursachen haben – darunter Diabetes oder Krebserkrankungen –,die Menschen in keinster Weise in ihren intellektuellen Fähigkeiten einschränken. „Die größten Hindernisse sind die in den Köpfen“, zitierte die Moderatorin des Abends, Sonja Schöntauf, aus einer Studie der Aktion Mensch, und stellte in der Abschlussdiskussion die Frage: „Warum sind heute Abend deutlich weniger Unternehmer gekommen als erwartet?“ Die Erfahrung, dass man „unter sich“ bleibt, machen die verantwortlichen Organisationen immer wieder. „Menschen sind unsicher im Umgang mit uns“, sagte eine Teilnehmerin im Rollstuhl. Marita Langbein von der Schule in der Geisbach, Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, bestätigte, dass man sehr persönliche Kontakte aufbauen muss, damit Vorbehalte abgebaut werden. Der in ihrer Schule wöchentlich stattfindende Praxistag gibt den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in verschiedene Berufe und die Möglichkeit, erste Grundkompetenzen zu erlernen, so dass die Schüler ihre Praktika erfolgreich absolvieren können. Die Arbeitgeber nehmen einen Teil ihrer Schüler daher auch als potentielle Auszubildende wahr und bauen ihre Vorbehalte gegenüber Förderschülern ab.

„Inklusion ist in unserer Gesellschaft noch lange nicht selbstverständlich“, sagte Ali Atak, „wir müssen einfach dranbleiben“. Das Feedback eines Teilnehmers: „Für unser Unternehmen konnte ich nützliche Kontakte knüpfen. Die Gespräche mit der Schule in der Geisbach, Wenco, dem LVR und den Rhein-Sieg-Werkstätten haben Potentiale geweckt, weitere Maßnahmen und Projekte anzugehen.“ Auch die anwesenden Fachleute hatten schon im Vorfeld das Engagement der Stadt positiv bewertet: „Diese Veranstaltung war ein gelungener Auftakt, auf dem alle Beteiligten weiter aufbauen wollen“, sagte Martin Andres von der Bundesagentur für Arbeit in Bonn.