Thema: Torfhaltige Erde

Umwelt & Natur

  1. Startseite
  2. /
  3. Umwelt & Natur
  4. /
  5. Thema: Torfhaltige Erde

Thema: Torfhaltige Erde

Die Stadt Hennef ermuntert alle Bürger*innnen bei der Gartengestaltung und der Herrichtung von Gräbern auf torfhaltige Erden zu verzichten.

Dafür gibt es zwei Gründe: Naturschutz und Klimaschutz.

Klimaschutz

 

Aufgrund des immer weiter voranschreitenden Klimawandels müssen wir CO2-Emissionen reduzieren. Neben den offensichtlichen CO2-Quellen, wie der Stein- und Braunkohleverbrennung, gibt es versteckte Emmissionsquellen. Deren Effekt kann man durch umweltverträglichere Alternativen verringern. Eine dieser versteckten Schadquellen ist Blumen- oder Graberde, die hohe Anteile von Torf enthalten.

 

Bei Torf handelt es sich um ein Moorsubstrat mit mehr als 30 Prozent organischer Substanz in der Trockenmasse. Torf ist aus abgestorbenen Pflanzenteilen durch Vertorfung entstanden. Er entsteht, wenn in gemäßigten Klimazonen, Pflanzenreste bei einem Wasserüberschuss unter Sauerstoffmangel nicht vollständig zersetzt werden. Bis Moore entstehen, vergehen oft viele tausend Jahre, da nur rund ein Millimeter Moor pro Jahr entsteht.

 

Moore sind hochwirksame natürliche Kohlenstoffsenken. Pflanzen nehmen beim Wachsen CO2 auf, der nach ihrem Absterben im Torf gespeichert wird. Nur etwa 3 Prozent der Erde sind mit Mooren bedeckt. Diese speichern allerdings rund ein Drittel des gesamten im Boden gebundenen Kohlenstoff und so werden weltweit pro Jahr rund 150 bis 250 Millionen Tonnen CO2 der Atmosphäre entzogen.

 

Wenn der Torf abgebaut, zu Blumen- oder Graberde verarbeitet und auf dem zu bepflanzenden Bereich aufgetragen wird, verrotten die übrig gebliebenen Pflanzenanteile und geben das CO2 an die Umwelt ab. Sie erzeugen also CO2-Emissionen.

Naturschutz

 

Hochmoor sind seltene, sehr spezielle Lebensräume mit hochspezialisierte Pflanzen- und Tiergesellschaften. Fleischfressende Pflanzen, die Insekten mit klebrigen Blättern fangen und verdauen (Sonnentau), Hochmoortorfe, mit extrem hohem Wasseranteil, angepaßte Arten, die auch sehr nasse, „grundlose“, aber auch extrem nährstoffarme und saure Bodenverhältnisses bewältigen. Sie bilden den Lebensraum für Spezialisten wie Moorfrosch, Kreuzottern, Torf-Mosaikjungfer und Gefleckte Smaragdlibelle. Fast alle Arten sind geschützt und stehen auf der Roten Liste der seltenen oder gefährdeten Arten.

 

Diese zauberhafte Landschaft wird bei der industriellen Torfgewinnung entwässert, abgebaggert, getrocknet, verpackt und verkauft. Es dauert viele tausend Jahre, bis sich durch Moorwachstum ein ähnlicher Moorkörper aufgebaut hat. Da die meisten Moore in Deutschland bereits abgebaut sind, wird Torf heute meist in Nordosten Europas (Baltikum, Russland) gewonnen.

Statt Torf: passende Ersatzstoffe

 

Auf Torfeinsatz kann in vielen Fällen komplett verzichtet werden, vor allem wenn er nur Deko-Zwecken dient (Graberde). Im Fachhandel gibt es verschieden Alternativstoffe aus pflanzlichen Neben- bzw. Abfallprodukten. Flachsschäben, ein Abfallprodukt bei der Flachsverarbeitung zum Beispiel besitzen ein Treibhauspotential von rund 17 Kg CO2 pro m3, während dies bei Schwarz- bzw. Weisstorf rund 350 Kg CO2 pro m3 beträgt. Auch verschiedene Rinden und Landerden, Holzfaser  oder –häcksel erfüllen den gleichen Zweck wie Torf. Im Garten kann auf regional erzeugte Kultursubstrate der Abfallentsorger, wie Komposte, Humusboden oder Rindenmulch zurückgegriffen werden. Die RSAG bzw. die hierauf spezialisierte Tochter KompostWerke Rhein-Sieg in Sankt Augustin bietet ein großes Sortiment als lose oder abgepackte Ware an.

 

Beim Kauf in Garten- und Baumärkten sollte man aber genau hinsehen, da der Ausgangsstoff vielfach nur im „Kleingedruckten“ aufgeführt ist. Von den 14 verschiedenen Erdsorten, enthielten nur 4 keinen Torf. Auch die speziell gekennzeichnete Graberde oder mit „Bio“ bezeichnete Gebinde enthielten Torf.

 

Da die tiefdunklen Torfsubstrate vielfach bei der Grabpflege Verwendung finden („Graberde“), wird mit Hinweisschild an den Friedhofseingängen auf die Problematik hingewiesen.