Führung: Jüdisches Geistingen zwischen Jom Kippur und Sukkot
Am Sonntag, dem 5. Oktober, 15 Uhr, bieten das Kulturamt der Stadt und das Stadtarchiv Hennef wieder eine Führung zum Gelände der Synagoge und über den Jüdischen Friedhof in Hennef Geistingen an. Der Termin der Führung liegt zwischen den wichtigen jüdischen Feiertagen Jom Kippur (2. Oktober) und Sukkot (ab dem 7. Oktober) – Anlass genug also, um diese Feiertage im Herzen der früheren Gemeinde in Geistingen kennenzulernen. Die Führung wird durchgeführt vom Judaisten Walter Schiffer. Unter dem Motto „Das Andenken verlängern“ wird er die Geschichte der jüdischen Gemeinde sowie die Bedeutung von Synagoge und Friedhof skizzieren.
Hintergrund: Synagoge und jüdischer Friedhof in Hennef Geistingen
Jüdische Friedhöfe werden auf Ewigkeit angelegt, deshalb nennt man sie auch „Häuser der Ewigkeit“. In Deutschland zählen wir heute mehr als 2.400 Begräbnisstätten. Der früheste, heute noch erhaltene Friedhof liegt in Worms, die Datierung der ältesten Steine reicht bis in die 1050er Jahre zurück. In den meisten Orten gibt es keine jüdischen Gemeinden mehr, da während der Schoah ihre Mitglieder vertrieben und ermordet wurden, die Synagogen verbrannt. Jüdische Friedhöfe sind somit vielerorts die einzigen Zeugen jüdischen Lebens in Deutschland. In Hennef-Geistingen an der Hermann-Levy-Straße liegt der jüdische Friedhof, auf dem ab 1886 jüdische Bürgerinnen und Bürger aus Geistingen und der Umgebung bestattet wurden. 1978 fand dort die letzte Beerdigung statt. 55 Grabstätten sind erhalten. In der Nähe des Friedhofes befindet sich die Ruine der 1862 erbauten und 1938 zerstörten Geistinger Synagoge.
Hintergrund: Jom Kippur und Sukkot
Jom Kippur, der Versöhnungstag, ist der höchste jüdische Feiertag. Er bietet Gelegenheit, Verfehlungen des vergangenen Jahres wieder gut zu machen und sich für das kommende Jahr zum Positiven zu bekennen. Fünf Tage darauf feiert man Sukkot, das Laubhüttenfest. Das Laubhüttenfest erinnert vor allem an den Auszug der Juden aus Ägypten. Die Laubhütten, in denen man es feiert, stehen symbolisch für die einfachen, mobilen Hütten, in denen die Juden auf der Flucht durch die Wüste der Tradition nach gewohnt haben.
Walter Schiffer
Walter Schiffer hat unter anderem Pädagogik und Judaistik studiert. Seit vielen Jahren bietet er Vorträge, Seminare und Führungen zu verschiedenen Themen der jüdischen Kultur an. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Erforschung jüdischer Friedhöfe. Seit 2024 bietet er deutschsprachige Führungen für „Rhenania Judaica – Jüdisches Rheinland“ an.
Fakten
Führung über den Jüdischen Friedhof in Hennef-Geistingen, Hermann-Levy-Straße, und zur Synagoge, Bergstraße. Sonntag, 5. Oktober, 15 Uhr. Treffpunkt am Eingang zum Friedhof. Die Führung dauert rund eineinhalb Stunden. Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung nicht erforderlich. Männliche Besucher werden gebeten, auf dem Friedhof sowie dem Synagogengelände eine Kopfbedeckung zu tragen.
