Hitzeaktionsplan für die Stadt Hennef

Michael Walter, Mario Dahm, Johannes Oppermann und Karen Busche

Hitzeaktionsplan für die Stadt Hennef

Michael Walter, Mario Dahm, Johannes Oppermann und Karen Busche

Michael Walter, Mario Dahm, Johannes Oppermann und Karen Busche

(dmg) Sommerliche Hitze, Trockenheit und Hitzestress sind Folgen des Klimawandels und werden auch in Deutschland zu einem zunehmenden Problem. So verstarben während des besonders heißen Sommers 2018 bundesweit über 8.000 Personen in Folge langanhaltend hoher Temperaturen. Das Bundesgesundheitsministerium hat in diesem Jahr einen nationalen Hitzeaktionsplan angekündigt, in Hennef liegt ein solcher nun bereits vor. Der Hitzeaktionsplan für die Stadt Hennef – ein 70 Seiten umfassendes Dokument – stellt einerseits Maßnahmen dar, die den Umgang mit akuten Hitzeereignissen regeln, und liefert andererseits Planungsinformationen für eine langfristige nachhaltige Stadtentwicklung angesichts des Klimawandels. Die Stadtverwaltung hat den Plan, der durch ein Fachbüro erstellt und vollständig durch Fördermittel des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes NRW finanziert wurde, am 26. Oktober im Ausschuss für Umwelt, Energie und Klimaschutz vorgelegt. Bürgermeister Mario Dahm, der Erste Beigeordnete Michael Walter sowie Umweltamtsleiter Johannes Oppermann und Klimaanpassungsmanagerin Karen Busche haben ihn Ende November 2023 vorgestellt. Der Hitzeaktionsplan ist hier zum Herunterladen zu finden.

„Die Jahresdurchschnittstemperaturen steigen weiter an und Hitze wird im Sommer zu einer immer größeren Herausforderung. Heute gibt es rund 45 Sommertage und 10 bis 15 Hitzetage in unserer Region mehr als noch vor 30 Jahren. Diese Hitze hat Auswirkungen auf die Gesundheit gerade bei vulnerablen Bevölkerungsgruppen wie älteren Menschen, Kindern oder Schwangeren. Mit dem Hitzeaktionsplan begreifen wir die Anpassung an die Folgen des Klimawandels auch mit Blick auf Hitzephänomene als eine Aufgabe für die Stadtgestaltung und haben nun eine Planungsgrundlage an der Hand“, erklärt Bürgermeister Mario Dahm.

Im Hitzeaktionsplan verschneidet drei Analysen zu einer Planungshinweiskarte. So wurden die klimatischen Bedingungen in Hennef aufbauend auf die Klimaanalysekarte aus 2021 betrachtet. Dabei wurden mikroklimatische Wechselwirkungen etwa zwischen Baudichte und Vegetation analysiert, um zu flächenbezogenen Aussagen zu kommen, wo z.B. besonders klimatisch belastete Bereiche liegen, in denen im Sommer schnell Überhitzung droht.

Die Auswirkungen von Hitze auf Gesundheit und Sterblichkeit wurden im Rahmen einer Betroffenheitsanalyse von vulnerablen Gruppen untersucht und zudem herausgearbeitet, wo besonders gefährdete Einrichtungen etwa in Form von Senioreneinrichtungen, Schulen oder Kindertagesstätten verortet sind. In einem dritten Schritt wurden sogenannte „Cool-Spots“ im Stadtgebiet ermittelt, die etwa aufgrund eines hohen Wasser- oder Grünanteils als kühlende Orte aufgesucht werden können.

Auf diese Weise entstand eine Planungshinweiskarte, die das Stadtgebiet kleinteilig in Ausgleichsräume und Lasträume einteilt. Ausgleichsräume übernehmen wichtige klimatische Funktionen, etwa in Form von Frischluftschneisen, und müssen zukünftig je nach Bedeutung besonders vor nachteiligen baulichen Entwicklungen geschützt werden. Lasträume weisen aufgrund ihrer dichten Bebauung und schlechten Belüftung klimatische Nachteile auf. Unter Hinzuziehung der Betroffenheitsanalyse und der jeweiligen Erreichbarkeit von „Cool-Spots“ ergeben sich priorisierte Handlungsbedarfe. Solche besonders belasteten Räume sind vor allem im Innenstadtbereich zu finden, etwa im Bereich des Marktplatzes oder der Flächen zwischen Bahnstrecke und Bonner Straße.

Zur Verringerung der klimatischen Belastung dieser Räume schlägt der Hitzeaktionsplan ein Instrumentarium vor, um neue „Cool-Spots“ zu schaffen oder eine Vernetzung zu bestehenden aufzubauen. Entscheidend ist dabei eine Verringerung der Flächenversiegelung, ein höherer Anteil an Grün- und Wasserflächen, Maßnahmen zur Verschattung oder das Aufstellen von Trinkwasserspendern. Für akute Hitzewellen liefert der Plan Maßnahmen zur Vorbereitung und Information der Bevölkerung aufbauend auf die unterschiedlichen Wetterwarnstufen, wie die Veröffentlichung von Handlungsempfehlungen und einer Cool-Spots-Karte.

Damit bestätigt der Hitzeaktionsplan die bereits laufenden Klimaanpassungsmaßnahmen der Stadt Hennef. Als gutes Beispiel wird etwa das diesjährige „100-Bäume-Programm“ genannt. Dieses Maßnahmenpaket der Stadt Hennef sieht vor, aus öffentlichen Mitteln und mit Nutzung von Spenden mehr Bäume auf Spielplätzen und Grünflächen zu pflanzen. Es befindet sich derzeit in der Umsetzung. Ein weiterer Ansatz ist die Pflanzung von Bäumen entlang der Bonner Straße. Hierzu erteilte der Ausschuss der Verwaltung den Auftrag für einen ersten Entwurf zur stärken Durchgrünung dieses klimatisch belasteten Raumes. Ebenfalls weist der Hitzeaktionsplan beispielsweise die Wirkung des aktuell in Bau befindlichen Fontänenfeldes auf dem Marktplatz auf die dort wahrgenommenen Temperaturen nach.

Für die städtebauliche Entwicklung (z.B. Baugebiete) enthält das Fachgutachten die Planungshinweiskarte, in der Anhaltspunkte für eine klimatische Beurteilung der einzelnen Funktionsräumen benannt sind. So können die Ergebnisse des Hitzeaktionsplans von Beginn an in Prozesse der Stadtplanung einfließen.